Was für ein Problem steckt eigentlich dahinter, wenn jemand einen anderen, vollkommen Fremden beschimpft? Oder ist vordergründige Ausländerfeindlichkeit nur eben jene?
Bei Rewe am Freitagabend – mal wieder – nicht ein Einkaufswagen vorrätig. Die stehen alle im Parkhaus. Wer also zu Fuß (mit Rentnerhackenporsche) kommt, hat das Nachsehen. Vor dem leeren Einkaufswagenparkplatz hat sich bereits eine Schlange gebildet, und aus unerklärlichen Gründen ist noch niemand auf die Idee gekommen, mal an der Kasse Bescheid zu sagen.
Drei Kassen sind besetzt, drei frei, verhältnismäßig wenig Schlange dahinter. Ich trete an die erste Kasse, wo ein älterer Mann gelangweilt die Waren einer Dame durch den Scanner zieht. Noch ehe ich überhaupt was sagen kann, blafft die Frau mich an. „Schön hinten anstellen! Jetzt bin ich dran.“ Räumt weiter ihre Sachen ein und schnauzt „Scheiß Ausländer“.
Die umstehenden Leute schauen perplex, betreten, schweigen aber. Ich bin für einen Moment versucht, „ich bin gar keine Ausländerin“ zu sagen, doch die Worte bleiben mir im Halse stecken. Zum Glück. Irgendwie fühlt es sich an, als würde diese Rechtfertigung alles noch schlimmer machen.
Was ist mit einer los, die meint, sogar die Reihenfolge der Aufmerksamkeit an einer Supermarktkasse mit allen Mitteln ausfechten zu müssen? Muss die Frau einem nicht eher leid tun, als dass man sich aufregt? Aber was sagt es über den Zustand unserer Gesellschaft aus, wenn selbst in einer solchen Situation sofort Ausländerfeindlichkeit aufflammt – sogar einer wie mir gegenüber, die zwar einen etwas dunkleren Hautton hat, aber Hochdeutsch spricht?